Café Physik

Café Physik - Ein Bericht vom Betreiber Rainer Riedelsheimer:

Die Geschichte des Café Physik

Im November 2013 kam über die Mailingliste PHYSIK-L der Physiker eine Email, dass irgendwo hinter einer Tür im 1. Stock des Flachbaus das „Café Physik“ wieder eröffnet hätte. Um den Raum besser lokalisieren zu können war ein Link dabei mit zwei Fotos. Die Fotos sind immer noch online. Wenn man auf Google „Cafe Physik“ eingibt und auf den vierten Link klickt, kann man anschauen, wie der Ort damals aussah. Sehr grau und trostlos.

Um mich wenigstens kurzzeitig vom Protokoll schreiben für die geophysikalischen Laborübungen abzulenken, habe ich mich dann einige Tage später vom Poolraum aus auf die Suche nach diesem ominösen „Café Physik“ begeben. Ich habe es auch recht problemlos gefunden, aber dort einen Kaffee kochen war keine positive Erfahrung. Die Spüle war zugestellt mit circa 30 unabgespülten, dreckigen Tassen und ein Student hatte entnervt über der Spüle einen großen Din A4-Zettel mit der Aufschrift „TASSEN BITTE SELBER ABSPÜLEN !!!“ befestigt. Außer Kaffeepulver und Zucker gab es da nicht viel. Keine Milch. Zwei, drei billige Teesorten und lösliches Eisteepulver mit Apfelgeschmack. Pfirsich- oder Zitronengeschmack als Instant Eistee ok, aber Apfel? WTF?!

Ich fand das schade, dass sich offensichtlich niemand um den Ort kümmert und habe mir im Geiste ausgemalt, wie schön hier alles sein könnte. Alles sauber und aufgeräumt, ganz viele tolle Tees, Milch für Kaffee und und und. Also habe ich einige Tage später daheim ein paar Müllbeutel, Schwämme, Bürste, Spülmittel in meinen Rucksack gepackt und bin zum Café Physik geradelt um da etwas aufzuräumen. Keine Ahnung warum, ich hatte einfach Bock oder vielleicht wollte ich mich vom Theo lernen ablenken. Erstaunlicherweise hat mir das Aufräumen da sogar Spass gemacht. Der Zustand des Cafés war wirklich schlimm es war alles voll Müll. Ich habe aus den paar wenigen Schränken Unmengen Müll und leere Bier- und Pfandflaschen im Wert von circa fünf Euro rausgeholt! Also sehr viele Flaschen. Da gab es wohl mal ein Saufgelage und es hat sich sehr lange keiner mehr fürs Aufräumen zuständig gefühlt. Wahrscheinlich waren die schlimmen Zustände mit ein Grund, warum die Fachschaft früher einmal beschlossen hatte, das Café komplett zuzuschliessen, aber das weiss ich nicht genau.

Ich liebe Einkaufen im Supermarkt. Mit dem Einkaufswagen auf Entdeckungstour gehen und sich von der unglaublichen Auswahl an Lebensmitteln in unserer Wohlstandsgesellschaft beindrucken und für zukünftige Koch-Aktionen inspirieren lassen hat für mich etwas sehr entspannendes. Mein Mindset beim Einkaufen war aber ab jetzt anders. Ich hatte zusätzlich zu meiner eigenen Küche daheim jetzt immer das Physiker Café noch mit im Kopf. Und ständig habe ich neue Tees und andere Sachen entdeckt wo ich sofort dachte „HA! Das muss zum Physiker Café!“. Besonders gefreut hat mich zum Beispiel, dass es haltbare einzeln verpackte Schoko-Croissants gibt. Optimal fürs Physiker Café. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Und so kam es, dass ich so nebenbei immer mehr Sachen zum Physiker Cafe transportiert habe und es da immer schöner wurde. Ich hatte damals noch keine Ahnung, dass das dann eskalieren würde und ich die Einkauferei fürs Physiker Café nun schon über zwei Jahre lang machen würde. Ich hatte nie im Leben vor, ein Selbstbedienungs-Café an der Uni zu betreiben. Das hat sich irgendwie so ergeben. Der Auslöser war die negative Erfahrung, die ich dort während meinem ersten Besuch gemacht habe.

Ich würde schon lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich ein bischen stolz bin auf das was am Physiker Café erreicht wurde. Es war über einen sehr langen Zeitraum in einem sehr guten Zustand, es hängen schöne Tücher und Poster und es gibt viele Lernplätze. Früher war da alles komplett grau und es gab nur zwei, drei kleine Tische. Sterile Krankenhaus-Atmosphäre. Im Grunde war es nur eine Tür mit einer Spüle dahinter.
Der Wasserhahn war in katastrophalem Zustand und niemand hat sich darum gekümmert. Unzählige Emails meinerseits an das Campus Gebäude Management haben nichts bewirkt, aber ein persönliches Gespräch mit dem Hausmeister hat dazu geführt, dass ein toller Wasserhahn mit sehr leistungsstarkem Boiler installiert wurde.

Ein Student hat mir mal erzählt, dass schon sein Vater das Physiker Café kannte.
Es hat offensichtlich eine lange Tradition. Wir Physiker haben wahrscheinlich das schönste Selbstbedienungs Café auf dem KIT Campus. Es ist inzwischen wie eine kleine Oase im Flachbau an der man kurz entspannen kann und es ist ein Ort der Begegnung von Menschen. Ich habe dort viele tolle Leute kennengelernt und inspirierende Gespräche genossen. Freundschaften sind entstanden. Es wird inzwischen auch von einer ganzen Reihe Leuten besucht, die nicht Physik studieren, von anderen Fakultäten kommen und dort gerne arbeiten.

Hoffentlich wird der Betrieb auf Vertrauensbasis nicht durch zuviel Diebstahl sabotiert.

Rainer Riedelsheimer

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Was tun, wenn gerade niemand in der Fachschaft ist, aber dennoch dringend ein Kaffee oder ein Tee benötigt wird?

Seit Kurzem schafft das „Café Physik“ wieder Abhilfe. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Tür im 1. OG des Flachbaus bei den Praktikumsräumen. Dort findest du alles nötige Zubehör zum Zubereiten von Tee und Kaffee.
Die Ausstattung ist von Studierenden privat zusammengestellt worden. Der Einkauf von Kaffee, Tee und Putzmitteln geschieht auf Vertrauensbasis: als Gast legst du Geld in die Kasse, als Einkäufer kannst du Rechnungen davon bezahlen. Die einzige Aufgabe, die die Fachschaft hier übernimmt ist es, den Raum aufzuschließen, sollte er aus irgendwelchen Gründen wieder abgeschlossen sein. Im Anhang nun noch zwei Bilder um den Raum besser lokalisieren zu können.